Alles Logo oder was?

Die Wahlen sind vorbei, die Cüpli geleert, die Wunden geleckt. Und einen langen Wahlkampf lang lachten uns von Plakaten, Prospekten und Inseraten nicht nur Köpfe an, sondern auch die Logos der Parteien. Einige davon wollen wir nun einer kritischen Betrachtung unterziehen:

Formal überzeugend und doch mit konträren Ansätzen kommen die Logos der Grünen und der CVP daher. Letztere setzt auf formale Strenge, die Schrägstellung von Raute und Schriftzug deutet Vorwärtsgewandtheit an, das ausgesparte Schweizerkreuz gefällt mir gut – zu diskutieren wäre allenfalls die Farbwahl, aber «schwarz» will die Partei heute ja anscheinend nicht mehr sein. Die Grünen dagegen geben sich verspielt, Pinselstriche deuten ein Blatt und eine Blüte an, der zweisprachige Parteiname wirkt, trotz klobiger Schrift, in Weiss auf Grün luftig. Die Kontrastfarbe Magenta im Balken für die Website-Links will uns wohl sagen, dass wir es nicht mit einer Einthemen-Partei zu tun haben.

Ebenfalls überzeugen kann der Erzfeind SVP. Das handgezeichnete Smily-Sünneli, der etwas ungelenk klobige Schriftzug und die Schweizerfahne erregen beim Liebhaber guten Designs zwar fast physisches Würgen, beim Zielpublikum dürfte die volkstümliche Grafik dagegen grossen Anklang finden. Die Claims «Schweizer Qualität» und «Die Partei des Mittelstandes» machen das Sammelsurium perfekt – die Grafiksprache von Warenhäusern eben, nicht für TypografInnen gestaltet, sondern für KonsumentInnen.

Die SP überholt die CVP noch bei der grafischen Reduktion; die rote Form ist zwar etwas undefinierbar, der klassisch-schnörkellose Schriftzug – natürlich Mitte-links positioniert – ist jedoch zeitlos schlicht.

Bei den seltsamen Formen möchte auch die BDP mithalten – das abgerundete Rechteck sagt mir wenig. Dazu passend die oben abgerundete Schrift, die gezwungen modern sein will, dabei aber eher grotesk wirkt. In der Schriftwahl genauso vergriffen hat sich die EVP – der Partei-Schriftzug hat zwar interessante Ansätze, der dazu gestellten Claim «100 Jahre» in der gleichen Schrift ist aber, ähm, nur hässlich. Die FDP dagegen setzt als einzige Partei auf eine Serifenschrift und will damit klassische Eleganz vermitteln. Was ihr auch gelänge, stünde darunter nicht noch «Die Liberalen» in der schmal-fetten Univers und in einem seltsamen Breitenverhältnis.

Die PdA Schweiz zeigt sich mit einer roten Schlumpf-Kappe. Diese ist gemäss PdA-Website eine Jakobinermütze und verweist auf einen Aufstand von Schweizer Söldnern in Frankreich 1789 – echt jetzt? Will ich eine Partei wählen, die ihre Identifikation 230 Jahre in der Vergangenheit sucht? Typografisch den Vogel abgeschossen haben aber die «Grunliberalen». Ein grünes Blatt funktioniert nun mal nicht als Ü-Pünktchen auf einem schwarzen Schriftzug. Einfach nicht, nein. Basta.

Dieser Text erschien am 29. November 2019 im P.S., www.pszeitung.ch.