Superhelden-Missverständnis

Es rief einst der Batman den Superman an.
Er sprach: «Grüß dich, Superman, Batman ist dran.»
«Ach, ist der jetzt dran», missverstand Superman,
«gut, sind Superhelden auch dran, dann und wann!»
«Nicht dran bin ich», sprach Batman, «ich bin nur dran!»
«Ach du bists», rief Superman, und lief rot an,
«ich hatte gedacht, jemand anders wär dran,
als Batman, und sagte, Weiterlesen...

Idylle

Meine Leiche
Deine Leiche
Liegen lautlos auf dem Teiche
Frösche tanzen
Wasserpflanzen
Streicheln zärtlich uns den Bauch
Fliegen fliegen
Scheine Trügen
Voller Mond ist aufgestiegen
Leise singen
Geisterstimmen
Deine Stimme, meine auch

Wie ich die Liebe kennenlernte

Mit 15 war ich zum ersten Mal verliebt.
Mit 20 hatte ich zum ersten Mal Sex.
Mit 25 hatte ich die erste Freundin.
Mit 30 wurde ich zum ersten Mal Vater.
Mit 35 traf ich die Frau meines Lebens.

Mit 40 war ich zum ersten Mal so richtig verliebt.
Mit 45 hatte ich zum ersten Mal so richtig Sex.
Mit 50 hatte ich zum ersten Mal so richtig eine Freundin.
Mit 55 wurde ich zum ersten Mal Großvater.
Mit 60 traf ich die Frau meines Lebens.

Mit 65 war ich zum letzten Mal verliebt.
Mit 70 hatte ich zum letzten Mal Sex.
Mit 75 hatte ich zum letzten Mal eine Freundin.
Mit 80 wurde ich zum ersten Mal Urgroßvater.
Mit 85 traf ich die Frau meines Lebens.

Mit 90 starb ich an einem Herzversagen. Und die Frau meines Lebens sprach am offenen Grabe zur versammelten Enkelschar: «Jaja, das Herz, das war schon immer sein Problem.» Ich hätte ihr widersprochen, wenn ich gekonnt hätte, aber es war zu spät dazu, und es war auch egal.

Ein unmögliches Gedicht

Ich mag keinen Stall nicht stellen
Ich mag keinen Wal nicht wählen
Ich mag keinen Fall nicht fällen
Ich mag keinen Schal nicht schälen

Ich mag nicht mögen, nein, mag ich nicht!

Ich mag kein Schiff nicht schiffen
Ich mag keine Lose lösen
Ich mag keinen Aff nicht äffen
Ich mag keine Dose dösen

Ich mag nicht mögen, nein, mag ich nicht!

Ich mag keine Schenkel schenken
Ich mag keine Fliege fliegen
Ich mag keine Henkel henken
Ich mag keine Kriege kriegen

Wer mögen mag, der möge, doch ich,
nein, ich mag nicht!

Ein schlechtes Gedicht

Vom fernen Land Syllabien kam gestern ein Syllaber
Er klopfte an die Tür und schrie: «Alm elg ak snilber snaber!»
Ich fragt’, erstaunt ob dem Gebrüll: «Was bist denn du für einer?»
Er sagte: «Silbenmäßig bin ich große Klasse, Kleiner!»
Er schlitzte seine Augen wie ein aufgeblasner Backfisch
Ich fand den Kerl bedrohlich und erschoss ihn prophylaktisch
Da kamen Polizisten, und sie nahmen mich gefangen
Für feigen Mord und schlechtes Dichten wurde ich gehangen

Ballade vom glühendroten Burgfräulein

Einst war ein heißes Burgfräulein
mit glühendroten Haaren
das brachte Männern große Pein –
sie liebten es in Scharen

Dem glühendroten Burgfräulein
warn Männer jedoch schnuppe
es spielte lieber ganz allein
mit seiner Barbiepuppe

Oh Burgfräulein, du bist so heiß
die Haare rot, die Zähne weiß

Das Fräulein wusste wohl, dass all
die Männer, die verliebten
in Trauer, Pein und großer Qual
mit Kugeln sich durchsiebten

Es fühlte Tragik und auch Schmerz
ging in die Psychogruppe
doch schlug sein glühendheißes herz
nur für die Barbiepuppe

Oh Burgfräulein, du bist so heiß
doch dich zu lieben ist ein Scheiß

Und eines schönen Tages kam
aus fernen, fremden Ländern
ein müder Minnesänger an
mit dunklen Augenrändern

Er stimmte seine Laute und
begann sie fein zu zupfen
ein Liedchen quoll aus seinem Mund
das jedes Herz ließ hupfen:

Oh Burgfräulein, du bist so heiß
dein Bild entlockt mir kalten Schweiß

Als dies von solcher Leidenschaft
durchdrungne Lied verklungen
da hatt’ der Sänger es geschafft:
des Fräuleins Herz errungen

Die Barbiepuppe aber rief
von Eifersucht gerötet:
Ach Fräulein, das verletzt mich tief
so dass es mich fast tötet!

Das Fräulein aber wollte nicht
mehr auf sein Püppchen hören
ließ mit Verzückung im Gesicht
vom Sänger sich betören

So endet die Geschichte, sie
entbehrt nicht der Phantastik
und schließlich triumphiert doch die
Kultur über den Plastik