Ja hier bin ich noch einmal, ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel. Ich habe mich nicht darum gerissen, aber sie sagte, jetzt hab dich mal nicht so. Dafür wird mir Thierry wahrscheinlich nie mehr ein Bier spendieren, weil die Frauenquote ist jetzt natürlich im Eimer beim P.S., ausser Hans Steiger würde sich auch irgendwann zweimal von einer Frau vertreten lassen, und das wäre ja schade. Sehen Sie, so spielt einem das Leben mit: Jahrelang unterstützt man selbstlos seine Frau – und schliesslich ist man deswegen noch Schuld an einer zu tiefen Frauenquote!
Als linker Mann balanciert man ja täglich auf einem schmalen Grat. Auf der einen Seite lauert hinter jeder Ecke der Macho-Fettnapf – eine ganze Ölwanne gar, eine Art Exxon-Valdez randvoll mit schmierigem Mackertum, die nur darauf wartet, dass Mann mit einer unbedachten Äusserung, einem falschen Blick hineintritt, sie leck schlägt und einen sozialen Umweltschaden verursacht, von dem einen keine Versicherung reinwaschen kann.
Auf der anderen Seite gähnt tief und tödlich der Abgrund der Unmännlichkeit. Im Sitzen pinkeln, warm duschen, Frauen verstehen – dazu kann Mann sich ja heutzutage in gewissen Kreisen bereits erhobenen Hauptes bekennen. Bei den weichen Eiern aber hört der Spass natürlich auf. Schon vor 20 Jahren in meiner Zeit als Hilfsknappe bei der HausbesetzerInnen-Bewegung habe ich gelernt: Je befreiter eine Frau, desto weniger kann sie sich mit einem sanften Softie zeigen; da muss einer schon etwas hermachen, sonst ist sie sozial erledigt.
Heute, mit über Vierzig, ist Mann natürlich zu alt, um seine Männlichkeit noch durch martialisches Auftreten und kriegersche Handlungen gegen Sicherheitskräfte zu beweisen. Besser ist es, sich die Art von Spielzeugen zu halten, die Männern halt so Spass machen. Eine Uhr von IWC beispielsweise («Kompliziert wie eine Frau, aber pünktlich» – natürlich kann Mann jederzeit eine Kopie des Protestschreibens an die Werbeagentur vorweisen), oder ein hübsches chromreiches Motorrad aus einer traditionsreichen italienischen Fahrzeugschmiede. Kürzlich sah ich einen gut dreissigjährigen Szeni im grün lackierten Ferrari vorfahren. Der engagierte Mann von heute brüstet sich nicht im Kaufleuten mit der Parkbusse, sondern im Xenix mit dem Myclimate-Ticket – einer Art Papier gewordenen Inkarnation unserer Widersprüche, die uns erst sexy machen.
Nun, meine Widersprüche habe ich zwar auch, aber aus finanziellen Gründen muss ich auf diese Formen des Männlichkeitsbeweises verzichten. Meine Frau ist zwar Kolumnistin, aber wir haben als modernes Paar natürlich getrennte Kassen. Auf der Suche nach billigeren Accessoires für den aufgeschlossenen Mann bin ich dann wenigstens auf die Warmduscher-Website gestossen, wo es eine Wasser sparende Duschbrause gibt, die ausserdem noch hohen Duschkomfort verspricht. Auch in Chrom-Design erhältlich, inklusive Myclimate-Zertifikat – was wollen Sie mehr? Und für die harten Eier ist es an Ostern auch noch früh genug.
Dieser Text erschien am 5. Juli 2007 im P.S., www.pszeitung.ch.